Strassenexerzitien

Straßenexerzitien lehnen sich – wie die meisten Exerzitienformen – an ignatianische Exerzitien an. Von daher lohnt es sich, die Erklärungen dazu vorab zu lesen.

Wie der Name schon verrät, finden Straßenexerzitien auf der Straße statt. Dabei kann „Straße“ ganz wörtlich als Weg einer (Groß-)Stadt gemeint sein, aber auch im übertragenen Sinn: Welcher Weg liegt gerade vor mir? Wohin ziehen mich meine Füße? Auf was blicken meine Augen? An welcher Stelle bleibe ich hängen? Als „Betrachtungsstoff“ dient die jeweils unmittelbare Umgebung. Perspektivgebend ist dabei 2. Mose 3, die Erzählung von Mose‘ Begegnung mit Gott am brennenden Dornbusch.

Mose hütet Schafe, der Weg führt in die Wüste und dort wird er auf einen Dornbusch aufmerksam der brennt – und dabei nicht verbrennt. Das macht ihn neugierig …

In dieser Haltung gehen die Exerzitanten in den Tag und auf ihren Weg. Mittellos, im wahrsten Sinne plan-los, offen für das, was sich ihnen zeigen wird. Sie bleiben innerlich im Schweigen, auch wenn es zu Gesprächen mit Menschen der Stadt kommt.

Die „Wüste“ kann dabei ganz vielfältig aussehen. Krankenhäuser und Altenheime, ein Platz mit Obdachlosen oder eine Suppenküche, ein Spielplatz, der Straßenstrich, ein Sozial- oder Arbeitsamt, eine Autobahnbrücke oder Gedenkstätte … es gibt keine Vorgaben, wesentlich ist ein gutes Hinhören und die Bereitschaft, der Sehnsucht Raum zu geben. Welche „Wüste“ tut sich vor mir auf? Am späten Nachmittag treffen sich die Teilnehmenden zum Kochen, Abendessen und Gottesdienst. In einer Kleingruppe können die Wege des Tages dann gemeinsam angesehen werden. Oft wird erst im Austausch deutlich, wo das Herz brannte (vgl. Lk 24, 32), wo sich ein „heiliger Ort“ befand, welche Botschaft oder Gottesbegegnung sich hier ereignet haben mag.

Auf https://www.strassenexerzitien.de/ werden viele weitere Impulse zu Straßenexerzitien und eine Veranstaltungsübersicht gegeben. Lesenswert ist ebenfalls Christian Herwartz, Brennende Gegenwart: Exerzitien auf der Straße (Ignatianische Impulse), Echter Verlag 2012.