Was sind Exerzitien
Was macht eigentlich jemand, der sagt: „Ich mache Exerzitien“?
Zunächst gibt es eine äußere Seite. Die Person nimmt sich frei, verlässt den Alltag und zieht sich für ein paar Tage zurück. Das kann in ein Kloster, ein Einkehrhaus, auf die Straßen einer Großstadt oder die eigene Wohnung sein. Dabei lässt sie einiges zurück. Während Exerzitien braucht man weder Smartphone noch Tablet, Arbeitsunterlagen oder Bücher auch Zielformulierungen und To do Listen darf man beiseite legen. Mitbringen sollte man in erster Linie Sehnsucht, das Sehnen und die Suche nach dem „mehr“ im Leben. Dem „mehr“ im Glauben. Eine Bibel und Schreibzeug dürfen gerne greifbar sein.
Dann gibt es die innere Seite. Die Person stellt sich darauf ein zu üben. Exerzitien, eigentlich „exercitia spiritualia (lat.)“, bedeuten nichts anderes als „geistliche Übungen“. Diese Übungen haben in der Kirchengeschichte eine lange Tradition. Dabei steht paradoxerweise nicht die eigene Leistung im Vordergrund, sondern die Offenheit beschenkt zu werden. Wenn das Wasserglas neben dem Wasserhahn steht, mag noch so viel frisches Wasser strömen, es läuft vorbei. Das Glas muss ausgerichtet werden damit – wenn der Hahn geöffnet wird – das Glas überfließend voll wird. Exerzitien sind also eine Ausrichtungs- und Positionierungshilfe.
Durch die geistlichen Übungen entsteht ein (Frei-)Raum Gott zu begegnen. Geistliche Übungen sind dabei alles was hilft, sich mehr auf Gott und das Leben auszurichten. Das können Zeiten der Stille, Bibelbetrachtung, Feier des Abendmahls, Wahrnehmung der Schöpfung und Umwelt oder Anbetung sein. Diese Elemente kennzeichnen Exerzitien, auch wenn sie in unterschiedlicher Form vorkommen.
Für wen sind also Exerzitien?
Für alle, die z.B. …
- eine Sehnsucht nach „mehr“ im Leben haben
- ihre Gottesbeziehung vertiefen möchten
- in Entscheidungsprozessen stehen
- Heilung ersehnen
- offen und frei für den Willen Gottes sein möchten
- bereit sind zu üben.