Es gibt eine große Vielfalt an Kontemplationsschulen, weit über den christlichen Bereich hinaus. Wir beziehen uns hier auf die Schule, die wir in den letzten Jahren kennen- und schätzen gelernt haben, den sogenannten „Grieser Weg“. „Gries“ bezieht sich auf das Exerzitienhaus in Gries, das von P. Franz Jalics SJ 1984 gegründet wurde und von dem maßgebliche Impulse in Richtung kontemplative Exerzitien ausgehen. Auch diese Exerzitienform beruht auf den Grundgedanken der ignatianischen Exerzitien, von daher lohnt es sich, die Erklärung dazu vorab zu lesen.

„Gott ist gegenwärtig“ heißt es bei Gerhard Teerstegen – nur wir sind es meist nicht, müsste man wohl noch hinzufügen. Mit unseren Gedanken und Gefühlen sind wir meist überall, nur nicht gerade im Hier und Jetzt und damit nicht in der Gegenwart Gottes. Dabei ist es gerade die Gegenwart Gottes, die unser Leben heilt, reinigt, verwandelt. Kontemplative Exerzitien sind also in erster Linie eine Wahrnehmungsschule. Die Wahrnehmung der Natur, des Körpers, des Atems hilft nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich still, wach, aufmerksam zu werden. So wird das Herz nach und nach durchlässiger und empfänglicher für das Wirken Gottes.

Nach einer längeren und durchaus methodischen Hinführungsphase betet der Exerzitant dann mehrere Stunden am Tag mit dem Namen Jesu („Jesus Gebet“ oder „Herzensgebet“). In dieser schlichten Gebetsform ist alles gesagt. Sie ist frei von jeglicher Leistungsorientierung oder einem (frommen) Nützlichkeitsdenken. So wie ich bin, bin ich vor Gott. Ich schaue Ihn an, er schaut mich an. Es muss nichts geschehen. Und in dieser gelassenen Offenheit ist Raum für das Wunder, das Gott selbst ist.

Den „Grieser Weg“ findet man auf https://www.haus-gries.de/ anschaulich beschrieben. Es lohnt sich, einen Blick auf die reiche Materialsammlung zu werfen. Hier sei insbesondere das Buch Franz Jalics, Kontemplative Exerzitien. Eine Einführung in die kontemplative Lebenshaltung und das Jesusgebet, 16. Aufl., Echter Verlag erwähnt. Die klare Methodik und die ausführlichen Gesprächsprotokolle geben einen guten Einblick in kontemplative Exerzitien.

Wer diesen Weg gerne einmal im Kleinen ausprobieren möchte, ist herzlich zu einem Hinführungstag oder zu unseren kontemplativen Gebetsabenden eingeladen.